Interviews

Burger Weekends – mommy can i go out and eat burgers tonight (Eat You)

Die Osnabrücker Punkrock-Band Burger Weekends veröffentlichte 2021 ihre aktuelle 4-Track-ep. „Tape of the Disease“ ist als Tape (!) beim hauseigenen Tape Label Surfin‘ Bird Records von Sänger und Drummer Andrés  erschienen. Im Interview berichten Andrés und Patrick über Entstehungsgeschichte der Burger Weekends und die neue ep. 

| Text: Eike Stolzenburg, Bilder: Burger Weekends

Im März 2014 nahm das Unfassbare seinen Lauf: Die Burger Weekends wurden gegründet. Wieso, weshalb, warum und wie viele, das habe ich mir von zwei Dritteln der Band, nämlich von Andrés und Patrick (es fehlte Martyn) an einem lauen Frühherbsttag des Pandemiejahres 2021 bei einem Fahrergetränk erzählen lassen.

Oszillator: Jo, Ihr beiden, vielen Dank erst einmal, dass Ihr Bock auf dieses Interview habt. Um eine kurze Vorstellung kommt Ihr natürlich nicht herum. Also so, dass wir hinterher wissen, wer Ihr seid.
Andrés: Jau Moin, ich bin Andrés und der Schlagzeuger und Sänger bei den Burger Weekends.
Patrick: Ja, guten Tag, ich bin Patrick und spiele den Bass und singe auch. Martyn, unser Gitarrist, der auch Backing Vocals singt, fehlt wegen Umzugsstress.

Oszillator: Die Burger Weekends existieren schon einige Jährchen. Erzählt mal Eure Entstehungsgeschichte. Ich würde hier gern irgendwas mit „Story“ schreiben, mir fällt aber kein englisches Wort für „Entstehung“ ein. Ja, Google… ach egal.
Andrés: Ja, wie gesagt, 2014 ging es los. Die Band ist eigentlich eher aus einem Zufall heraus entstanden. Martyn und ich haben früher auch bei den Sentiments gespielt (eine weitere sehr bekannte Punkband aus Osnabrück, Anmerkung von Eike), und irgendwann kam Martyn mit ein paar Song-Ideen um die Ecke, die aber nicht so richtig zu den Sentiments passten, weil sich deren Richtung über die Jahre sehr verändert hatte. Martyns Songs waren mehr Old School Poppunk. Während einer Probe der Sentiments, bei der die anderen beiden nicht anwesend waren, haben wir mit Unterstützung eines Kasten Biers Gitarrenlinien und Gesang zusammengebaut und es sind erstmal zwei Songs herausgekommen, die wir auch heute noch spielen, nämlich Red Haired Girl und Sober Call. Weil das so prima funktionierte, haben wir mit Debra Is A Fun Girl noch einen bei den Sentiments unbeliebten Track dazu genommen und hatten damit schon drei Lieder zusammen. Bei der nächsten Bandprobe, bei der wir wieder zu zweit waren, haben wir dann den Entschluss gefasst, eine neue Band zu machen. Fehlte halt nur noch der Bass. Wir sind dann nach der bezeichneten Probe noch durch einige Kneipen gezogen und haben ein paar Freunde gefragt, ob die Bock hätten. Die meisten waren Gitarristen, weil uns so kein Bassist einfiel, allerdings hatten die alle überhaupt keinen Nerv auf Poppunk. Danach haben wir abgemacht, dass wir bei Facebook in einer Osnabrücker Musikergruppe nach einer Bassistin oder einem Bassisten suchen und haben dann vorausschauend nur „Punkband“ in das Gesuch geschrieben. Und dann hat sich tatsächlich damals Manu gemeldet, die gerade Bass lernte und Bock auf eine Band hatte. Nachdem wir uns auf die Musikrichtung verständigt und einmal geprobt hatten, waren wir ne Band. Fehlte nur noch ein Bandname, wir haben einige lose Ideen zusammengewürfelt, kamen erst bei Wild Weekends raus, mussten dann aber noch umschwenken, weil es Wild Weekends schon mehrfach gab. Irgendwie kamen wir dann aufs Essen und über Pizza zu Burger und das Weekends bliebe. Das war der perfekte Name: Lustig und ein bisschen rätselhaft, macht neugierig und ist universell verständlich. Und dann ging alles sehr schnell. Am 27. März 2014 hatten wir die erste Probe und den ersten Gig mit 6 Songs am 19. April. Das Demo haben wir auch noch im April aufgenommen und dann am 1. Mai veröffentlicht. Ebenfalls am 1. Mai haben wir dann einen weiteren Gig auf Einladung der MT Bags in der Wagenburg OS bestritten. Da hat Lars von Neon Bone aus Münster auch unser erstes Video vom Song „Red Haired Girl“ aufgenommen, und in den Wochen danach waren wir in Kassel und im Herbst ein Wochenende in Belgien und bald bekamen wir die Anfrage, ob wir Ostern 2015 mit Neon Bone auf Tour gehen wollten. 2015 haben wir Zuwachs bekommen, Fabie kam als Keyboarder zu uns und 2016 sind Manu und Fabie dann wieder ausgestiegen, weil sie gern poppiger werden und ich Richtung Akustik gehen wollten. Vorübergehend war dann der Dortmunder Sexy Bassist, der dann am 1. Februar 2017 durch Patrick abgelöst wurde. Alle Bandmitglieder sind der Meinung, dass wir damit bei den optimalen Burger Weekends angelangt sind. Und wir sind seitdem auch an unseren Instrumenten besser geworden.
Patrick: Ich bin das erste Mal mit Burger Weekends an der Bocksmauer beim Bandstand Meeting als Zuschauer in Kontakt gekommen. Da war Fabie noch dabei und ich kannte Euch gar nicht. Ich war extrem angetan, weil die Musik gute Laune gemacht hat. Und es gab tanzendes Publikum, was in Osna nicht so häufig vorkommt. Das Verhalten ist weit über die Stadtgrenzen als „Osnabrücker U“ bekannt (das ist ein großer U-förmiger Abstand möglichst weit von der Bühne entfernt. Gucken und klatschen ist erlaubt, mehr nicht, Anm. von Eike). Und dann kamen die Jungs irgendwann auf mich zu, nachdem ich mal ein Demo von den Sentiments aufgenommen habe und Andrés hat erzählt, dass er noch ne andere Band hätte, die Burger Weekends. Ja und dann haben sie mich irgendwann gefragt, ob ich Bass bei ihnen spielen will. Die Akkorde für den ersten Gig hab ich am Vorabend bekommen, der Auftritt fand im Bastard Club mit den Vibrators statt.

Oszillator: Jau, dann habt Ihr Euch immer weiter entwickelt. Und jetzt haben wir Oktober 2021 (Zeitpunkt des Interviews) und Eure neue ep „Tape of the Disease“ ist erschienen.
Andrés und Patrick im Wechsel: Für die 2016er ep „Dead Romance“ beispielsweise haben wir zwei Jahre benötigt, weil wir weit öfter auf Tour als im Studio waren. Die musikalische Reduziertheit findet sich auch auf den Aufnahmen wieder. Jetzt haben wir bei unserer neuen ep „Tape of the Disease“ gedacht, wir finden mal heraus, wie wir klingen können, wenn man die Aufnahmen richtig produziert. Und wenn die Leute eine Aufnahme kaufen, sollen sie auch was davon haben. Da spielen wir auch mal eine Gitarre mehr ein.
Andrés: Die alten Aufnahmen waren teilweise recht dünn, und ich wollte jetzt auch mal den Gesang ausreizen. Zu den vergleichsweise komplexen Songs gehört auch eine vernünftige Stimme.

Band: Burger Weekends
Herkunft: Osnabrück
Genre: Poppunk
Besetzung: Andrés, Patrick und Martyn
Letztes Release: Tape of the Disease – ep (2021)
Webseite / Social Media:
https://www.facebook.com/burgerweekends
https://www.instagram.com/burgerweekends
https://burgerweekends.bandcamp.com
http://burgerweekends.blogspot.com

Oszillator: Was macht die ep besonders?
Andrés: Die Entstehungsgeschichte ist etwas außergewöhnlich. Wir wurden in letzter Zeit von mehreren Labels gefragt, ob wir Beiträge zu Samplern beisteuern wollten. Da sind wir immer dabei. Das fing mit „Surfing Girl“ an, das auf einer 7 inch-Split erschienen ist. Für den Song haben wir uns in Patricks Studio schon weitaus mehr Zeit genommen als üblich. Dann kamen einige Tracks dazu, die auf US-Punklabeln erschienen sind und hier auf dem normalen Weg nicht erhältlich sind. Die wollten wir natürlich auch hier releasen, wäre ja sonst schade drum. Und mit dem kompletten Album dauert es noch ein wenig. Die Songs des Tapes sind übrigens in der Coronatechnik entstanden, indem wir die Soundfiles hin- und hergeschickt haben. Als wir alles fertig hatten, ging es daran, ein Label zu suchen. Momentan hast Du bei Vinyl aber keine Chance. Die Kapazitäten sind, nicht zuletzt weil auch die Majors wieder Platten pressen lassen, erschöpft und Du wartest zig Monate. Acht Monate sind keine Seltenheit und solange wollten wir nicht warten und haben gesagt: Ey, wir machen ein Tape. Das hab ich bei anderen Bands auch gesehen und ich kaufe auch selbst welche. Und 100 Stück wirst Du immer los. Ich hatte in den 90ern ein Tape-Label und dann habe ich Surfing Bird Records reaktiviert. Das hat einfach gut zusammengepasst. Und ein Tape hast Du nach vier bis fünf Wochen zu Hause. Ja, und jetzt ist das Tape seit einem Monat raus. Wir sind sehr zufrieden, und die Resonanz ist wirklich gut.

Oszillator: Ein Album ist danach dann auch noch geplant?
Andres: Ja wir müssen jetzt einige Umzüge, unter anderem mit der Band, bewältigen und dann werden wir daran weiterarbeiten. Wir haben schon jede Menge wirklich gute Songfragmente, die wir schnellstmöglich zusammenbringen und daraus etwas basteln wollen. Das wird richtig geil, das kann ich jetzt schon sagen.

Oszillator: Ist dann so ne Art „Best of“, weil Ihr die Songs schon lange mit Euch herumtragt.
Patrick: Das ist ja nicht unüblich, dass Tracks mit auf das nächste Album genommen werden, weil sie gut passen.

Oszillator: Das Album ist dann für die Zeit geplant, wenn Vinyl wieder geht?
Andrés: Ja, auf jeden Fall. Auf Vinyl liegt das Augenmerk. Vielleicht ein paar Tapes und CDs für Promozwecke. CDs sind günstig und Du bekommst sie schnell.

Oszillator: Was plant Ihr sonst, könnt Ihr wieder Konzerte spielen?
Andrés: Wir haben zwei Konzerte mit Akne Kid Joe gespielt, kurz vor Silvester sind wir auf nem Festival, ein paar Nachholtermine warten noch 2022 auf uns. Dann soll im Herbst das bereits erwähnte Album erscheinen und wir hängen dann eine Tour dran.

Wir haben uns dann noch an der 2G-/3G-Regel für Konzerte abgearbeitet, das Für und Wider der Methoden diskutiert und entschieden, dass die Burger Weekends die beste Poppunk-Band Osnabrücks sind, wenn die Leute das so wollen, und dass die Würdigung des Tapes of the Disease in der NOZ sehr erfreulich war.

Mit dem Schlusssatz, dass uns der ganze Musikkram sehr viel Spaß macht, sind wir zur Teilnahme an weiteren abendlichen Terminen mit Familie, Hund und Katze in alle Himmelsrichtungen auseinandergestoben.

(Ursprünglich erschienen 2021 im no!pop : mag #1)

Eike Stolzenburg

Als 68er Jahrgang begann meine Punksozialisierung Mitte der 80er in den feuchten Gewölben des Osnabrücker Ostbunkers, wo ich bei Auftritten von SNFU, Äni(x)Väx und R.A.F.Gier auf dem glitschigen Boden hin- und herwogte und -pogte. Getreu dem Motto „Never too old to be Punk“ bin ich immer noch dabei und aktiver denn je.