Konzertberichte

Death is a drum im Jazz Hotel 

Drizzle eröffneten die Jazz Session am 14. März 2023 im Osnabrücker Grand Hotel und nahmen uns mit in eine Welt ganz besonderer Klänge und Interpretationen. 

| Text: Sascha Passlack, Bilder: Sascha Passlack und Anna Suzuki

„Bear in mind, that death is a drum…”, so hallt es zu Beginn beim Opener durch die PA. Nein, kein Metal-Konzert in der Bocksmauer, sondern Jazz Session im randvollen Grand Hotel – und zwar eine besondere. Denn Anna Suzuki höchstpersönlich, die Initiatorin der Jazz Session, steht am Mikrofon. Zusammen mit ihrem Trio „Drizzle“ eröffnet sie die Session, gemeinsam stimmen sie in den Abend ein.

Bei den Stücken, ursprünglich arrangiert für ein Duo aus Vocals und Drums, handelt es sich fast ausschließlich um von Anna vertonte Gedichte. Hierbei fast ein neues Genre erfunden, nimmt das Trio seine Zuhörer*innen mit in eine Welt aus psychedelischen Klangteppichen, gefühlvollem Gesang, verspielten Drums und verrückter Bassklarinette. Das alles in verrauchter, wunderbarer Kneipenatmosphäre, mit klirrenden Gläsern und Feuerzeugklicken im Hintergrund. Ganz wie im Song „Drizzle“ vom Sprühregen, gibt es kein Entkommen, weder von der Atmosphäre des Jazz Hotels, noch von den betörenden Klängen Annas. Die Stimme teils mit Effekten belegter interpretieren Drizzle musikalisch Gedichten wie „Drums“ von Langston Hughes oder „Promises like pie-crust“ von Cristina Rosetti.

Anna Suzuki, definitiv kein unbekannter Name in der Osnabrücker Musik- und schon gar nicht der Jazz-Szene, schrieb die Stücke des Abends im Rahmen ihrer Masterarbeit. Kein Wunder, dass man gebannt von ihrer Meisterstimme sein Bier schal werden und seine Zigarette ausgehen lässt. Aber auch ihre beiden Kollegen sind unter Jazz-Fans keine Unbekannten: Nico Vasquez beim Schlagzeug spielen zuzusehen, macht einfach Spaß. Gefühlvoll wird er quasi eins mit seinem Instrument und gibt dieses Gefühl auch an sein Publikum weiter. Justus Czaske an der Bassklarinette, der spontan für den erkrankten Bassisten Timpano Drake einsprang, kann trotz weniger Proben und Vorbereitung fesseln und mit in diese Welt führen.

Vom Opener mitgenommen in die Welt des Jazz, verfliegt der restliche Abend bei virtuosem Jazz, performt von allerlei verschiedenen Persönlichkeiten. Mit dabei unter anderem ein weiteres Urgestein der Sessions: Luis Lange, der vor fast acht Jahren gemeinsam mit Anna die Veranstaltungsreihe im Grand Hotel aufbaute.

Alles in allem wie immer ein absolut gelungener und emotionaler Abend im Osnabrücker Jazz Hotel. Den nächsten wird es am 11. April 2023 geben. Ich hoffe wir sehen uns dort!