Konzertberichte

Laut und doll

Konzertbericht vom Band Stand Meeting am 02. Juni 2023 in der Bocksmauer. Mit dabei waren Lichterfeld, Hammer Smashing Unicorn und Lost Abeyance.

| Text: Florian Tapken, Bilder: Gerrit Wübbolt / Tuschkasten

Heute schreibe ich vom allseits bekannten Band-Stand-Meeting in der Bocksmauer. Veranstaltet wird das Ganze vom Musikbüro Osnabrück. Mit von der Partie sind an diesem Abend die Bands Lichterfeld, Hammer Smashing Unicorn und Lost Abeyance. Die Türen öffnen um 20 Uhr und Lichterfeld fängt pünktlich um 20:30 Uhr an zu spielen.

Lichterfeld ist eine junge, frische Indie-Punk-Band aus Osnabrück, welche sich erst im letzten Jahr zusammengefunden hat. Sie hatten vorher aber auch schon genügend Musikerfahrung und waren teilweise auch schon in anderen Bands. Vor kurzem traten sie bereits im Lauten Speicher zusammen mit Tafkat und Roter Kreis auf. Der Debütabend muss wohl auch schon ziemlich gut gewesen sein.

Es geht direkt los – mit harten schnellen Riffs, die exponentiell nach oben gehen, gefüllt mit feinem Percussionspiel. Melodisch ist diese tolle Band, bestehend aus Eric (Vocals), Fabi (Bass und Backing Vocals), Lukas (Gitarre), Tom (Gitarre) und der lieben Sina an den Drums und Backing Vocals – ehemals bei Two hearts in ten bands (Gesang und Gitarre) und Presence of mind (Drums) – sofort tanzbar. Das Publikum ist spürbar vom ersten Drumschlag an gefesselt. Wow! Als hätten sie nie was anderes gemacht. Alles Hammertexte und mega schöne Melodien. Teilweise sind es herzzerbrechende Liebeslieder, es wird viel über Selbstreflexion und Körperbewusstsein und das alltägliche Leben mit seinen positiven wie negativen Facetten gesungen. Die Texte regen generell gut zum Nachdenken an.
Derweil hat der Sänger das Publikum fest im Griff. Mittlerweile ist der Laden auch gut gefüllt mit hauptsächlich jüngerem Publikum. Aber auch die ein oder andere stadtbekannte Punker-Ikone findet sich im Laden wieder.

Insgesamt hat der Sänger eine schöne, junge Stimme und diese Band spielt generell so taktvoll. Einfach super! Ein Kracherlied “Meine Tür”. Es wirkt ein wenig wie “Schunkelmusik”. Aber solche, wo Mensch gern mal mitschunkelt. Findet Mensch selten sowas. Mit “Scheißen auf alle toxischen Arschgeigen!”
kommt erstmal so richtig Punkstimmung auf. Die Menge jubelt, grölt ein wenig, klatscht und springt. Hervorragend! Mal wieder ne Band ohne “Mackergehabe”. Sehr angenehm! Sänger Eric animiert weiter zum gemeinsamen Klatschen im schnellen Beat … und Zack: Clutch-Welle!!! Es ist ein Megabeat, der da aus allen Wänden durch den Raum rennt. “Für ein gutes Leben” gegen Sexismus, Homophobie und Rassismus! Nach einer kurzen Pause geht es weiter mit „Scotty“. Boah ey! Live noch mal viel stärker, als auf den bekannten Musikplattformen zu hören! Angespielt mit einem bockstarken Punkgewitter! Hammer! Hammer!! Hammer!!! Ich kann die Band nur empfehlen. Wunderbar sauberes Zusammenspiel.

Übrigens Lichterfeld spielen am 05.08. im Bastard Club Osnabrück.

Als nächstes spielen Hammer Smashing Unicorn. Ich bin sehr gespannt, was mich da erwartet, da mir das Einhorn oft beim Elektropunk begegnet – meist in Form von bunt, viel Glitzer und Konfetti. Hammer Smashing Unicorn ist eine jugendliche Rock’n’Roll und Metal-Band aus dem schönen Ibbenbüren. Die Band besteht aus Jules am Gesang, Niklas an der Gitarre, Nico am Bass und Marie am Schlagzeug. Sie gründete sich ursprünglich als Coverband in den Corona-Jahren, mittlerweile haben sie auch eigene Texte produziert. Eine Mischung aus Happy-Rock, Gesellschaftskritik und alternativer Metal-Politik.

Als erste Einordnung würde ich auf ein wildes Gemisch aus Stoner-Rock und Doom-Metal tippen. Nach ein paar Minuten dann kommt ein starkes Gute-Laune-Lied, welches die Band mit Bravour meistert. Außerdem spielen sie „Last Resort“ von Papa Roach. Der Track ist super zeitgemäß und passend fürs Publikum. Sie spielen den Song komplett ohne Fehler – würd ich als Laie meinen. Anschließend kommt wieder ein Wirrwarr aus elektronischen Gitarren zustande, gefüllt mit harten Doom-Riffen – oder ist es Psychedelic-Rock?

Insgesamt spielt die Band starken Rock, ne menge Metal und dann wieder Rock – bis hin zu Reggae-artigen Sounds. Ich bin verwirrt. Ich brauche Bier. Ich habe Bier. Yeah. Und philosophiere, ob der Track nicht auch leichte Rocky-Züge mitbringt. Zu guter Letzt spielen Hammer Smashing Unicorn noch “Es ist nicht Deine Schuld” von den Ärzten, gefolgt von lautstarken Applaus. Die Menge grölt und tanzt. Der Laden kocht mittlerweile schon… In jedem Fall heizt die Band mit ihrem Mix aus teils eigenen und teils gecoverten Songs gut ein.

Last but not least haut die Band Lost Abeyance, 2018 in Bielefeld gegründet, nochmal ordentlich rein. Die Band spielt schnelle, aggressive Riffs à la Blink-182 oder Limp Bizkit, dazu kommen fette Breakdowns, Drops und derbes Geshoute im Metalcorestyle … ergänzt mit mit starkem Emotioncore und krasser Härte. Das Schlagzeug klingt wie ein Maschinengewehr. Vor kurzem kloppte die Band auch mal eben ihr erstes Album „Cursed Journey“ auf den Markt. In jedem Fall hat die Musik Potenzial, schnell mal zum Moshpit-Hobby-fanatischen Fanboy or -girl werden. Der Sänger ist sichtlich außer Atem und das Publikum springt in einer Tour nach oben.

Alles in allem ein gelungener Abend. Ich trinke mein Bier aus, setze mich aufs Rad und fahre zur nächsten Sause. Eine Outdoor Drum and Bass Party mit Liveact am K.A.F.F.