Konzertberichte

Melancholisch, ruhig und mit tiefer Stimme

Konzertbericht vom Popsalon 11: Samstag, 15. April 2023, Jonathan Bree (Haus der Jugend)

| Text, Bilder & Video: Anna Suzuki

22:30 Uhr, Haus der Jugend: JONATHAN BREE

Das Popsalon-Wochenende geht für mich mit Jonathan Bree zu Ende. Der Singer-Songwriter aus Neuseeland weiß sich in Szene zu setzen. So wirkt die Inszenierung des Acts wie ein Gesamtkunstwerk. Angefangen bei ausgewählten Visuals, die auf die Bühne projiziert werden, und der speziellen Bühnenbeleuchtung, über die Kleidung, die ich keinem bestimmten Jahrzehnt zuordnen kann (vielleicht 20er oder 50er), bis hin zu kleinen Details wie den weißen Mikrofonkabeln.

Drei Musiker und zwei Tänzerinnen stehen mit Jonathan Bree auf der Bühne – alle in weiße Ganzkörper-Anzüge gekleidet, mit je einer Maske unter und einer Maske über dem Anzug. Es sind keine Gesichtszüge, Augen- oder Hautfarben zu erkennen. Die beiden Tänzerinnen performen ihre Choreographien passend zu den Songs und ziehen die meiste Aufmerksamkeit auf sich, da sich sonst niemand auf der Bühne bewegt. Was ich bei anderen Konzerten als starke Abgeklärtheit empfinde, wird bei Jonathan Bree zum Performance-Konzept.

Allerdings ist auch musikalisch wenig Bewegung zu entdecken. Die meisten Songs kommen mit einem melancholischen Sound daher. Eher langsam, ruhig und mit tiefer Stimme erinnert mich die Musik von Jonathan Bree an eine Mischung aus Warhaus und 90er Goth. Ich hätte mir hier und da ein anderes Tempo oder mehr sichtbare Emotionen gewünscht. So scheint mir die Musik, wenn auch durchaus interessant, gut gespielt und mit ganz eigener Atmosphäre, eher Beiwerk zur optischen Inszenierung zu sein.

Leider bestätigt sich zum letzten Konzert auch mein Gefühl, dass manche Popsalon-Besucher*innen nicht den nötigen Respekt für die Künster*innen auf den Bühnen zeigen. So wiederholt sich bei Jonathan Bree das Phänomen, dass manche Gruppen vornehmlich in den leisen Parts unglaublich laut quatschen. Wahrscheinlich ist dies eine Nebenwirkung des Festival-Konzepts, da man nicht ein Ticket für eine Band kauft, die man unbedingt hören will, sondern die Möglichkeit bekommt, neue Musik kennenzulernen und einfach mal reinzuhören. Bei Jonathan Bree erreicht mein Unmut aber seinen Höhepunkt: Zur ganzen Performance gehört eine aufgeräumte Bühne. Jedes Kabel ist fein säuberlich verlegt und alles hat seinen Platz, damit die Tänzerinnen sich frei bewegen können. Trotzdem stellen manchen Besucher*innen ihre (leeren) Getränke auf der Bühne ab, anstatt sie in der Hand zu behalten oder an die Theke zurückzubringen. Meiner Meinung nach ein absolutes Unding. Die Bühne gehört den Künstler*innen und auch, wenn man nicht jede Band gut finden muss, verdient jede Band und jeder Act so viel Respekt für ihre Kunst, dass man wenigstens die privaten Gespräche außerhalb des Konzertsaals führen kann.

Nichtsdestotrotz ein spannendes Konzert mit Liebe zum Detail und viel Atmosphäre. Zu einem Song werden Rosen ans Publikum verteilt und ich bekomme sogar auch eine. Vielen Dank!