Konzertberichte

Zwischen Kraftklub und Rage Against The Machine

Die Düsseldorfer Supergroup Roter Kreis war am 14. April 2023 zu Gast im Lauten Speicher in Osnabrück. Mit dabei auch Tafkat und Newcomer Lichterfeld.

| Text: Andrés Irurre, Bilder: Judith Kubitza

Wenn die Osnabrücker Punkrock-Veteranen von TAFKAT zu einem Konzert einladen, kann man sich sicher sein, dass da wieder was Verrücktes auf einen zukommt. Nach dem Bandgeburtstag vom letzten Herbst, jetzt eine PUNK IM SPEICHER-Nacht. Die Lokalität war der LAUTE SPEICHER am Hafen. Hier war ich dann auch endlich mal zum ersten mal bei einem Konzert. Der Saal hat eine gute Größe und fasst circa 200 Menschen, würde ich sagen. Durch die Pfeiler im Raum wird alles eng beieinander gehalten. Ein guter Laden. Ich fand’s direkt gemütlich dort. Ich denke, da werde ich mir noch weitere Konzerte ansehen.

Als die neue Indiepunk-Band LICHTERFELD anfingen, war der Raum dann auch gerappelt voll. Ich schätze um die 120 Menschen müssen es am Ende gewesen sein, die diesen Abend sichtlich genossen. Für LICHTERFELD war es tatsächlich die erste Show. Zuvor gab es lediglich einen kleinen Gig im Proberaum vor Freunden und Familie. Jetzt also die Feuertaufe und ich muss sagen, es war mehr als überzeugend. Hier sind gute Musiker*innen versammelt, die hörbar schon jahrelange Erfahrung haben, Musik zu machen. Inspiriert ist das ganze von Indiepunk-Bands der letzten Jahre, würde ich schätzen. Ich sag jetzt mal spontan aktuelle Turbostaat gepaart mit Jupiter-Jones-Anfängen (als die noch ne ordentliche Band waren und nicht diese seltsam langweilige Popmusik der letzten Jahre). Die Lieder sind toll ausgearbeitet und zünden schon beim ersten Hören. Vor ein paar Wochen erschien das erste Demo, welches schon mal aufhorchen ließ. Aber live ist das ne ganz andere Nummer. Mitreißend und sehr sympathisch, was LICHTERFELD da gute 40 Minuten auf der Bühne boten. Das Publikum war begeistert und es kam schon um halb neun sichtlich Bewegung in den Abend. Grandioser Auftakt für den Abend. Ich bin Fan. Um mal im regionalen Kontext zu bleiben, würde ich die Band mit frühen Hi! Spencer vergleichen, als die noch etwas punkiger unterwegs waren.

Die Gastgeber gewohnt routiniert: Tafkat aus Osnabrück.

Nach dem obligatorischen Umbau auf der Bühne waren dann die Gastgeber von TAFKAT an der Reihe. Hallelujah Rock & Roll sagt da der TAFKAT-Fan! Dicke Rockgitarren und Texte zum Mitsingen. Immer noch ne Bank, dieser Soundmix aus Toten Hosen der Nullerjahre und Spät-90er Deutschpunk. Heute war es mal etwas kürzer als beim letzten Mal. Ein wie immer guter TAFKAT-Gig.

Jetzt ging es dann auf die Zielgerade. ROTER KREIS aus Düsseldorf waren dran. Ich hatte im Vorfeld da mal reingehört und hoffte, dass sich das live nicht so stark nach H-Blockx anhören würde. Ein Freund schickte mir dann noch ein altes Musikvideo der F95-Ultras von Fortuna Düsseldorf und die Frage ob das nicht der Sänger Jay Jay von Roter Kreis wäre. War er tatsächlich. Jetzt war ich erst Recht gespannt was da live so kommen würde. Zumal die Band noch aus Drummer Vom Ritchie von den Toten Hosen, dem Fehlfarben-Gitarristen Thomas Schneider und dem Profi-Musiker Ufo Walter am Bass besteht. Die Musik ist eigenständig genug – das steht auf jeden Fall fest. Ich kann diesen Mix aber nicht so recht zuordnen… Sprechgesang die ganze Zeit, aber kein Rap. Erinnert in den poppigen Momenten an Kraftklub und in den tanzbaren Momenten auch ein wenig an Rage Against The Machine mit weniger Funk. Auf jeden Fall partytauglich für einen Freitagabend. Top Musiker und es hat viel Spaß gemacht, sich diese Band anzuhören. Den angesprochenen Fußball-Song haben die dann auch gespielt und der kam live richtig gut. Wahrscheinlich geht’s nur mir so, aber Sänger Jay Jay sieht aus wie ne Mischung aus Gzuz (187 Straßenbande) und $ick (Shore, Stein, Papier-Autor). Auf jeden Fall ein charismatischer Typ. Es wurde noch viel mitgeklatscht, getanzt und gefeiert und irgendwann bin ich dann auch gefahren.

Danke TAFKAT für wieder einmal einen tollen Konzertabend. Konzerte im Lauten Speicher oder dem gegenüberliegenden K.A.F.F. sollte man sich in Zukunft nicht entgehen lassen.

Und bevor ich es vergesse: der nächste TAFKAT-Bandgeburtstag wurde schon terminiert (und es gibt bereits Karten dafür!): Samstag 28. Oktober 2023 im JZ Westwerk zusammen mit den Burger Weekends, ElfMorgen und Dead Kardashians.