Konzertberichte

Abwärts und White Sparrow im Bastard Club

Abwärts Bastard Club 2018

Punk ist mittlerweile ja auch so ein wenig eine Altherren-Veranstaltung geworden, wie sich auch bei Abwärts im Bastard Club beobachten ließ. Egal: Die vier älteren Semester um Mastermind Frank Z. zeigten bei der Präsentation ihres neuesten Machwerks Smart Bomb mit reichlich Bier auch ebenso viel Spielfreude. Obwohl vermutlich ein Drittel der Gäste wegen des prominenten Gitarristen Rod González von den Ärzten und ein weiteres Drittel aus Retro-Gründen (Amok Koma etc.) vor Ort waren, gab es dennoch eine erstaunlich frische Punkrock-Show zu sehen.

| Text und Bilder: Marco Gausmann

Ein eher seltener Anblick auf heutigen Punkrock-Konzerten – zumindest in Osnabrück und umbei – ist eine Horde enthemmter und in die Backing-Mikros grölender Asselpunks auf der Bühne, die der verzweifelten Band irgendwann nur noch eine kleine Ecke zum Musizieren lässt. Ausgerechnet beim vielleicht zweidrittel-ausverkauften Abwärts-Konzert im Bastard-Keller ließ sich dies einmal wieder beobachten. Ein bisschen wie in vergangenen Tagen, als die Punx auch noch vermehrt die Große Straße bevölkerten und hier und da auf Konzerten für Stimmung sorgten. Franz Z. und Co. verzogen keine Miene (Bier, s.o.), der Backliner tat jedoch den ein oder anderen vergeblichen Versuch, die Horde von der Bühne zu vertreiben.

White Sparrow Bastard Club 2018
Hüpfen könnse auch: White Sparrow, nach eigenen Angaben aus Südhessen. Foto: Marco Gausmann

Aber erstmal zum Support. White Sparrow aus Südhessen haben wohl schon ein paar mal im Bastard Club gespielt und hätten sich direkt für den Support-Slot beworben. Die Mucke: Hmmm. Scheint gerade angesagt zu sein sowas, also irgendwie Weichspüler-Punkrock mit Zeigefinger-Attitüde wie etwa Kmpfsprt, Marathonmann oder die unsäglichen Radio Havanna seit einiger Zeit zelebrieren. Ab in die Schublade damit. Aber nett waren sie ja, und der Sänger war geschminkt. Reicht vielleicht auch fürs erste.

Abwärts legten dagegen erst einmal wortkarg, aber solide los. An Stelle von Ansagen kamen zwischen den Songs erst einmal Einspieler vom Band, in den Pausen genehmigte sich die Truppe das ein oder andere Schnäpschen und Bierchen und wurde so konsequenterweise immer redseliger. “Das war eine der seltenen gesellschaftskritischen Stücke”, meinte Rod nach einem Song lakonisch. “Das war eine deiner seltenen Ansagen”, entgegnete Frank Z. Spätestens ab diesem Zeitpunkt gab’s dann auch fröhliches Gebrabbel in den Pausen.

Noch mehr Abwärts im Bastard Club 2018
Irgendwas ist da los. Egal. Und auch die Altpunks spielen mit Kempers, pfff. Foto: Marco Gausmann

Das Set ging einmal quer durch das mittlerweile fast 40-jährige Schaffen von Abwärts, wobei der Fokus eher auf neueren Sachen und insbesondere natürlich auf dem just erschienenen Album Smart Bomb lag. Selbst wenn man vorher noch nie von Abwärts gehört hätte und auch den Promi-Status des Personals (neben Franz K. und Rod Gonzalez bedienen noch die mit allen Wassern gewaschenen Studiomusiker Dog Kessler und Björn Werra Schlagzeug und Bass) lässt sich mit Fug und Recht behaupten: Solides und absolut zeitgemäßes Punkrock-Konzert, fröhlich, treibend und mit den Songs der neuen Smart Bomb-Platte auch schön melodisch.