Konzertberichte

Duesenjaeger, Amen81, Grizzly Adams Band, Freddy & The Vangrails im Ostbunker

Duesenjaeger Live im Ostbunker 2018

Der Ostbunker wieder wie früher, nämlich mit Punk, Punk, Punk: Die Osnabrücker Duesenjaeger und Amen 81 sind ja schon Hausnummern, hinzu gesellten sich die Belgier The Vangrails sowie die Münsteraner Grizzly Adams Band. Vorweg: Fantastisch. Ein Bericht vom Mischpult. 

| Text und Bild: Marco Gausmann

Die Grizzly Adams Band machte den Anfang, was auch ziemlich viel Sinn machte, da Gitarrero Jan auch später bei Duesenjaeger nochmal ran musste. Das Quartett aus Münster und Köln gibt es mittlerweile seit 20 Jahren und macht seit jeher Garage-mäßigen Pop-Punk, irgendwie zwischen Fring-Fring Schramm-Schramm und Turbonegro vielleicht. Auf jeden Fall gut nach vorne und mit viel Spaß bei der Sache. Da es mit ca. 250 Besucher*innen plus Bands plus Anhang nicht gerade leer war im doch eher klitzekleinen Bunker, war auch um kurz nach Acht schon gut was los vor der Bühne und der Sound der Kapelle sorgte für so manche Kopfnicker. Mischpult-Fazit: Sowas macht immer Bock. Bemerkenswert bleibt, dass der Gitarrist seine Gitarre glaube ich zusätzlich zum direkt neben ihm hochgestellten Amp unfassbar laut auf seinen Monitor wollte (kein Problem) und dass der Sänger lieber neben oder über das Mikro gesungen hat (nicht mehr komprimierbares Problem). Ansonsten Top!

The Vangrails gingen da gleich deutlich grobmotorischer zur Sache. Musikalisch zwar irgendwie das gleiche Genre, aber viel mehr Gegröle und Gerappel und Geschepper. Der vollbärtige Sänger machte da auch mal schweißüberströmt den ein oder anderen Ausflug ins Publikum, während der halbnackende Drummer trommelnd wie ein Berserker geradezu psychopathisch konzentriert in Richtung Publikum stierte. Mischpult-Fazit: Gute Dosis Oldschool-Westcoast-Hardcore hätte ich jetzt gesagt. Soundchecks sind vollkommen überbewertet, manchmal.

Die dritte Band Amen 81 genießt ja schon einen vorauseilenden Ruf, ist ja auch schon seit 1994 unterwegs. Das Trio macht Hardcore-Punk mit deutschsprachigen Polit-Texten. Ich glaube, ich habe die auch vorher schon mal im Bastard Club gesehen gehabt irgendwann, irgendwie unter Antideutsch-Kapelle gespeichert und nicht weiter drum geschert. Dann jetzt festgestellt, dass das mit dem Antideutschen nicht so stimmt. Zumindest gibt es einen Song, der sich kritisch mit jener Strömung auseinandersetzt. Musikalisch gab es wirklich Derbes geboten, mit Abstand die krachigste Band des Abends, was nicht zuletzt am Drummer und am sehr sehr schnoddrigen Gesang lag. Aber recht geil eigentlich. Mischpult-Fazit: Ich hasse singende Drummer, vor allem wenn sie tierisch laut drummen wie dieser hier. Kommt am Ende nur noch Scheppern raus, wenn die Becken die ganze Zeit in dessen Gesangsmikro gehen. Andererseits passte es auch irgendwie.

Die Band des Abends, die wohl die allermeisten Leute hergelockt hatte, waren dann am Ende Duesenjaeger. Ich bin ja Fan, deswegen kann ich mich ja so gar nicht kritisch äußern, aber erklären, was ich an der Kapelle so geil finde. Erst einmal spielen Drummer Lars und Sänger/Basser Tobi ein derartig fundiertes Fundament, da könnten sich beinahe AC/DC eine Scheibe abschneiden, wenn die Referenz an dieser Stelle erlaubt ist. Das rockt wie Schwein. Dazu kommt eine melodische Gitarren-Breitseite vom Gitarristen-Duo Jan und Torben, dass es sich fast anfühlt als würde man gegen Orkan-Windstärke anlaufen. Und diese Melodien: Schlicht wie genial. Der Gesang: Eine kehlige Anti-Stimme, die man unter tausenden heraushört. Und dazu singt der auch noch schlaue Texte mit geilen Zeilen. Und am Ende sind Duesenjaeger auch noch die ewigen sympathischen Underdogs, und zwar absichtlich, so wie ich das einschätzen kann. Während andere ungefähr gleichzeitig gegründete Kapellen dieses Genres wie Turbostaat, Pascow und Konsorten mühelos zum geschätzten Objekt der Musikwirtschaft wurden, bleiben Duesenjaeger einfach weitgehend unbekannt. Klasse. Und dazu glaube ich auch das beste Duesenjaeger-Konzert, das ich bisher gesehen hab von vielleicht zehn Stück in 20 Jahren. Ein Mischpult-Fazit gibt’s auch noch, und zwar genauso euphorisch. Hatte die auch schon ein paar Mal auf der Bühne. Klassische Lineal-Band. Man macht einfach alles gleich laut und es klingt Granate. Ganz so einfach natürlich nicht, aber sehr gut für Erfolgserlebnisse am Mischtisch.