Konzertberichte

Fjørt – Nichts hat mehr Bestand in Münster

Die Zukunft ist nicht ungewiss. Fjørt machten mit ihrem neuen Album „nichts“ Halt in der Sputnikhalle in Münster.

| Text & Video: Marco Unkaputtbar, Bilder Marie Hugenroth

Ende letzten Jahres war nicht so ganz klar wohin die Reise geht oder welche Pläne die Band Fjørt für uns bereithält. Es roch etwas nach Auflösung und das war’s … aber Pustekuchen, denn mit “nichts” erschien am 11.11.2022 das bereits vierte Studioalbum. Glücklicherweise ist deshalb bisher noch kein Ende in Sicht und so machte die Aachener Posthardcore / Post Rock Band Stopp in Münster. An insgesamt 15 Abenden sind die Jungs auf ihrer „Nichts hat mehr Bestand Tour 2023“ unterwegs. Am 20. Januar 2023 hieß es also: ausverkaufte Sputte und gute Stimmung. Dafür sorgte auch die Vorfreude, denn meine letzte Fjørt-Show liegt nun schon ein wenig zurück und war in unserem kleinen Hasekaff.

Pünktlich um 20:00 Uhr betraten aber zunächst ARXX die Bühne, ein britisches Queer-Alternative-Rock-Duo – wobei Sie selbst an dem Abend von Pop sprachen. Egal ob Rock, Pop oder welche Musikrichtung auch immer, Hanni und Clara bekamen meine Aufmerksamkeit nicht nur aufgrund ihres wunderbaren britischen Akzents, sondern vor allem durch ihre unfasslich guten Songs! Noch nie zuvor von den beiden gehört, aber auf der Insel sind Sie wohl keine Unbekannten mehr und haben sich innerhalb kürzester Zeit einen gewissen Bekanntheitsgrad erarbeitet. Glückwunsch dazu und das vollkommen zurecht. Die Songs funktionierten nicht nur live exzellent und ließen mich mit einem Lächeln zurück, auch auf dem Streamingdienst meines Vertrauens haben mich die beiden mehr als überzeugt. Die positive Energie der Beiden schwappte auch ziemlich zügig aufs Publikum über und meinem Eindruck nach konnten einige neue Fans gewonnen werden. So auch mich. Absolute Hörempfehlung von mir und ein sehr schöner Kontrast zum späteren „Programmpunkt“. Das Debüt von ARXX erscheint am 31. März 2023 und hört auf den Namen “Ride or Die”.

Ausverkauft war die Bude wegen Fjørt, logisch. Die Umbaupause nahm etwas Zeit in Anspruch. Also suchte ich mir derweil einen neuen Platz und erwischte glücklicherweise einen ziemlich guten Spot. Denn mit meinen 172 cm gehöre ich ohnehin nicht zu den Riesen in der Bevölkerung, aber an diesem Abend waren extrem viele große Menschen vor Ort?! Neuer Platz, freie Sicht, die Lichter gehen aus, brummender Sound und dann ging’s ab.

Ich habe Fjørt selbst schon sechs mal live gesehen und war danach immer wieder aufs neue komplett positiv aufgeladen. Die Drei sorgen nicht nur für mächtigen Sound, dafür steht deren Musik ohnehin, sondern machen einen sympathischen und authentischen Auftritt und interagieren immer und immer wieder gekonnt mit dem Publikum. Soundtechnisch lief es aber noch nicht ganz rund, da wurde noch etwas am Mischpult gedreht und das zum Guten. Spätestens nach dem dritten Song klangen Bass, Schlagzeug und Gitarre nach einer Einheit.

Die Welle der Begeisterung ist einfach immer wieder wie so ein richtig grandioser Doppelpass und dann wird das Ding oben rechts in den Knick gekloppt. So fühlt es sich stets bei einer Fjørt-Show für mich an. Textsicheres Publikum, auch schon bei den Songs vom neuen Album „nichts“ – welches ich noch nicht ganz so gut finde wie der Vorgänger „Couleur“ – und eine manchmal doch etwas zu abgefahrene Lichtshow die punktgenau akzentuiert zur Musik tanzte. So ein bisschen weniger Blitzlichtgewitter wäre aber auch nicht verkehrt.

Ich weiß zwar nicht wie sich der Fußballvergleich in meinen Kopf geschlichen hat, aber wenn ich dabei bleibe würde ich sagen: hervorragend gespielte 1. Halbzeit von ARXX und die zweiten 45 Minuten wurde sich in allen Bereichen gesteigert. War ein rundum geiler Abend mit zwei absolut grandiosen Bands und es war schön auch mal wieder die Sputte gesehen zu haben!