Konzertberichte

Punk mit Drumcomputer und Neanderthal-Sound

Am 16. Dezember 2022 waren Oiro aus Düsseldorf zu Gast in der Kleinen Freiheit. Als Support spielten die Münsteraner von Halb aus Plastik.

| Text und Bilder: Andrés Irurre

Mofapunks aus Düsseldorf kommen am kältesten Tag des Jahres in unsere kleine Superstadt. Ist das nicht schön? Team Scheisse waren erst im Spätsommer da. Und jetzt auch noch Oiro! Ok, das Konzert wurde ja nachgeholt, weil Sänger Jonny Bauer COVID hatte. Aber die Tatsache, dass die Kleine Freiheit jetzt auch plötzlich Punkshows macht, erfreut mich dann schon sehr. Das darf im kommenden Jahr gerne mehr werden. Der neue Club ist perfekt für aufstrebende Bands. Größe und Sound stimmen.

Kommen wir jetzt aber mal zum ersten Act des Abends: Halb aus Plastik aus Münster. Fünf Typen zaubern einen Neanderthal-Sound der ganz ganz alten und punkigen NDW-Schule auf die Bühne, dass einem direkt der Kopf platzt. Das meine ich jetzt positiv! Ein Freund meinte noch so: „Die sind wie die Westdeutschen Pisse“. Und damit liegt er eigentlich genau richtig. Hach, wie schön: so viel Fäkalsprache in so kurzer Zeit, dass MUSS Punk sein! Zieht euch die aktuelle LP mal über bandcamp rein. Erschienen ist die bei Rosi von My Ruin. Übrigens findet ihr ein geiles Duesenjaeger-Cover von „Plastikwelt“ auf der Tribut-EP. Unbedingt anhören! Live war es auf jeden Fall top. Hier sind aber auch Menschen vom Fach mit dabei, zum Beispiel Holgi (Ex-Hidden Charms, Wild Weekend Records Boss – Tipp: Straight Into The Action Sampler von 1998!!) oder Großen von der Press Gang oder Lui von der Grizzly Adams Band oder Christian (diegoldenehor.de unbedingt checken!). Da kann dann halt auch nix schief gehen. Auch das Publikum feierte die Band und nach gut 40 Minuten war es dann schon vorbei.

Auf der Bühne wurde dann mehr abgebaut als umgebaut. Oiro haben während der Pandemie ihren Schlagzeuger verloren. Schade. Negativ machte es sich aber nicht bemerkbar. Drumcomputer gehen hier total klar. Aber ungewohnt ist es für das Auge schon ein wenig, wenn bei einer Punkband kein Drummer hinten auf der Bühne sitzt. Die gut 80 Zuschauer ließen sich davon aber nicht beeindrucken sondern feierten die Band von Anfang bis Ende. Mein Lieblingssong „Streichelzoo“ wurde tatsächlich auch gespielt. Geilo! Nur für „Stabhochsprung“ gab es dann wohl leider keinen Platz auf der Setlist. Egal. Wer wissen möchte, woher Oiro die Zutaten für ihre Musik finden, sollte folgendes mal ausprobieren: Dackelblut, Family5, Male, NDW wie Isolierband „keine Gnade“ (zum anhören!) und taz., Drachenmädchen Fanzine, Blurr Fanzine oder das Buch „Shanghai Schaschlik“ von Sänger Jonny und seinem Freund Jenz Bumper (zum lesen!).

War also ein sehr gutes Konzert. Da freut man sich auf weitere Abende in der Freiheit.