Heute, am 14. April 2023 erscheint mit “Das Innere Team” ein neues Album der Osnabrücker Künstler Stange & Gavin Sense. Im Interview berichtet Stange unter anderem, wie es dazu kam.
| Text: Martin Wispel, Bild: Gavin Sense, Cover-Artwork: Carlos Pohlmann
Am 14. April 2023 erscheint das Album “Das Innere Team” von Stange & Gavin Sense. Nach gut drei Jahren Zusammenarbeit, Songwriting, Recording kommt die Platte mit zehn Tracks daher. Bereits im Februar lieferte die Single-Auskopplung “Kokon” einen ersten Vorgeschmack. Mitte März folgte mit “Kante zeigen” gleich der zweite Streich. Mit dem Songs setzen Stange & Gavin Sense ein klares Zeichen gegen Rassismus. Während bei “Kokon” Stanges alte und mittlerweile wiederentdeckte Heimat Glane im Fokus steht, spielt das Video zu “Kante zeigen” auf dem berühmten Affenfelsen an der Bremer Brücke – die Heimspielstätte des VfL Osnabrück. Zwei starke Auskopplungen, die definitiv Lust auf mehr machen und Grund genug sind, einmal nachzuhaken, wie es dazu kam.
Arbeiten seit 2019 zusammen: Der Osnabrücker Stange (r.) und Gavin Sense (l.)., Bilder: Steve Weber
Tja, schon Goethe hat’s gewußt ; zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust; Doch nicht nur die, auch alle Freaks und Genies; Kommen heute zusammen zu meinem inneren Team.
Zitat aus dem Song “Das Innere Team”
“Alle Songs spiegeln Teile meines eigenen Inneren Teams wider”
Im Interview berichtet Stange über die Entstehung des Albums und klärt auf, was es mit dem Inneren Team auf sich hat.
Oszillator: Wer steckt hinter Stange & Gavin Sense? Stange: Gavin und ich kennen uns eigentlich schon recht lange aus der Osnabrücker Hip Hop-Szene. Allerdings hatten wir bis vor etwa drei Jahren keinen besonders engen Kontakt zueinander. Gavin produziert Beats und liefert Cuts für andere Künstler*innen, veröffentlicht eigene Alben aber auch Platten in Kooperation mit anderen MCs. Ganz aktuell steht gerade sein zweites Album “Rooftop Microcosm” in den Startlöchern. Ein komplett Sample-basiertes Instrumentalalbum. Es gibt lediglich ein Bonustrack auf dem Martin Meiwes seine Raps zum Besten gibt. Ansonsten nichts, was von seiner musikalischen Kreativität ablenkt. Samples aus seinem musikalischen Fundus paaren sich mit LoFi-Einflüssen, Vocal-Samples treffen auf harte Drums und Tempowechsel. Zehn Instrumentals, die wie ein musikalischer Abenteuerspielplatz wirken, auf dem keine Grenzen gesetzt sind.
Stange vor der Kulisse seines Heimatdorfs Glane, Ortsteil von Bad Ibug, südlich von Osnabrück, Bild: Jonas Pohlmann
Oszillator: Erzählst Du uns auch ein paar Sätze zu Dir? Stange: Ich bin aufgewachsen im Osnabrücker Land und habe ungefähr mit 13 Jahren Hip Hop für mich entdeckt. Schnell habe ich gemerkt, dass ich selber Texte schreiben und performen möchte. Zuerst freestylten wir mit Freunden. Seit mehr als zwanzig Jahren bin ich Teil des Hip Hop-Duos “Gut Durch”, das ich gemeinsam mit Stefan “Whyde” Weide gegründet habe. Zwischenzeitlich ging es mit dem Singer-Songwriter-Hip-Pop-Trio “Die alterne Einzigative” etwas melodischer und langsamer zu, ohne fette Beats und Reimketten. 2019 kreuzten sich dann eher zufällig die Wege von Gavin und mir, obwohl wir uns ja wie gesagt eigentlich schon länger kannten. Schnell war dann klar, dass wir zusammen an einer Platte arbeiten möchten. Und dieses Album wird am 14. April 2023 das Licht der Welt erblicken und “Das Innere Team” heißen.
Oszillator: Wie genau kam es denn zur Zusammenarbeit? Stange: Wir haben im Februar erstmals über Social Media geschrieben und gemerkt, dass die Chemie stimmt. Im Oktober hat Gavin mir dann die ersten Beats zugeschickt und wir haben beschlossen, ein Album zusammen zu machen. Richtig los ging es dann im April 2020. Da war ich dann zum ersten Mal zum Recorden im “Rooftop Microcosm” bei Gavin in Bersenbrück. Begonnen hat alles mit dem Song “Kokon”, den wir dann auch im Februar dieses Jahres als ersten Track des Albums veröffentlicht haben.
Oszillator: Wer kümmert sich um was? Und wie ist daraus dann ein ganzes Album entstanden? Stange: Gavin hat alle Beats gebaut. Außerdem sind sämtliche Aufnahmen in Gavins “Rooftop Microcosm” entstanden. Er war es auch, der das Album gemixt und gemastered hat. Insbesondere im Song “Kokon” beweist Gavin mit seinen Cuts mal wieder, warum so viele Rapper und Künstler ihn für Scratches für ihre jeweiligen Alben anfragen. Textlich und thematisch hingegen habe ich freie Hand. Allerdings habe ich alle Texte direkt auf den jeweiligen Beat geschrieben, was nicht immer üblich ist. Ich finde, das merkt man der Platte auch an. So wurde das ein oder andere Thema dann auch erst durch Gavins roughe Beats aus mir heraus gekitzelt. Ein Konzept oder sowas gab es anfangs noch nicht. Erst nach und nach wurde mir inhaltlich klar, wo die Reise hingehen soll.
Das “Album”Innere Team” kann als Tape für alle Liebhaber über die Social-Media-Kanäle von Stange & Gavin Sense bestellt werden. Zudem ist es auf allen gängigen StreamingPlattformen zu finden.
Oszillator: Was bedeutet der Albumtitel “Das Innere Team”? Also wo ging die Reise hin? Stange: “Das Innere Team” ist ein Persönlichkeitsmodell des Hamburger Psychologen Friedemann Schulz von Thun. Ich bin während meiner Ausbildung darauf aufmerksam geworden. Das Innere Team ist eine Metapher für die Vielfältigkeit eines jeden einzelnen Menschen, die sich in seiner Persönlichkeit darstellt und letztendlich dafür verantwortlich ist, wie wir in gewissen Situationen denken und interagieren. Letztendlich kann man sagen, dass sich erst durch die Arbeit an den einzelnen Songs zum Album herauskristallisiert hat, dass alle Songs thematisch irgendwie Teile von meinem eigenen Inneren Team widerspiegeln. Eine Haltung, keine Meinung. So wurde “Das Innere Team” letztendlich dann doch noch ein Konzept-Album, das in seinem letzten Song seinen krönenden Abschluss findet.
Oszillator: Worum geht es in den Songs? Kannst Du uns ein bisschen was dazu erzählen? Stange: Die Themen auf dem Album sind breit gefächert. Zum einen sind dort Songs wie “Der Idiot”, “15g NAP”, “Smartphone Eltern” oder auch” Wer weiß “, die einen gesellschaftskritischen Blick auf gewisse Themengebiete richten. Von Vorverurteilung, Sterbehilfe, heutiger Mediennutzung bis hin zum Hinterfragen von vermeintlich allgemein gültigen Überzeugungen in unserer Gesellschaft und Themen unseres Zusammenlebens. “Kante zeigen” prangert wiederum Rassismus an und legt deutlich den Finger in die Wunde der Ereignisse rund um George Floyd und Donald Trump. Wir müssen dafür aber gar nicht so weit über den großen Teich gucken. Rassismus findet auch bei uns statt, siehe Oury Jalloh, die NSU und die innenpolitischen Zeitenwende mit dem Aufkommen der AfD und deren Auswüchsen bis hin zum rechtsradikalen Rand. “Du fehlst mir so” ist ein Song über gescheiterte Freundschaften – auch gescheiterte. Und in “PolyneuroParty” geht es sehr persönlich um das Ringen mit meiner eigenen Krankheit und die Herrschaft in meinem Körper. “Kokon” hingegen ist der einzige so genannte reine “Representer-Song” auf dem Album und daher auch direkt der Opener. Hier spielt meine Heimat eine große Rolle. In Glane hat alles begonnen und mich mit zu dem gemacht, was ich heute bin. Letztendlich musste ich diese Heimat erst für längere Zeit verlassen, um dann aus meinem Kokon schlüpfend zurückzukehren – sowohl musikalisch, als auch persönlich. Abgerundet wird das Album vom letzten Song “Das Innere Team”, der einen persönlicher Einblick in die Zusammenkunft der einzelnen “Teammitglieder” bietet und wie sie sich währenddessen dabei teilweise selber widersprechen. So, jetzt sind wir einmal quer durchs Album gepflügt.
Oszillator: Kommen wir zur letzten und vielleicht wichtigsten Frage: Wird es Euch auch live auf der Bühne zu sehen geben? Stange: Auf jeden Fall. Wir freuen uns schon sehr drauf, Zuschauer*innen live in unserem Inneren Team begrüßen zu dürfen. Konkrete Termine oder Orte können wir zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht verraten.
Im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus haben Stange & Gavin Sense ihren neuen Song „Kante zeigen“ auf dem YouTube-Kanal des VfL Osnabrück releast.
Stange & Gavin Sense – Das Innere Team VÖ: 14.04.2023 10 Songs 1. Single “Kokon”, VÖ: 02.02.2023 2 Single “Kante zeigen”, VÖ: 24.03.2023
Gavin Sense Infiziert mit dem Hip-Hop-Virus 1991 durch das Public Enemy Album „Apocalypse 91“, gelangte Gavin Sense 1997 an seinen ersten eigenen Plattenspieler. Was folgte waren Turntablism-Sessions im heimischen Kinderzimmer, die Gründung der DJ-Crew 33 Funk, ein Cutting-Kollektiv bestehend aus Gavin Sense, Chinch33 sowie DJ Jens, die ersten Scratches auf diversen Osnabrücker Untergrund Produktionen sowie eine eigene Show auf OS-Radio namens „33 Funk on Air“, wo er gemeinsam mit Steve Ski und Chinch 33 durch die Sendung führte. 2008 veröffentliche Crew Kollege Chinch 33 das Album „Escape from the Incubator“ auf dem Gavin Sense als Turntablist mit seinen ersten drei offiziellen Features vertreten war. Nach einer Schaffenspause von 2008 bis 2015, in der er sich komplett auf die Familie konzentrierte, war der Drang wieder da, sich musikalisch auszudrücken. Gavin Sense hatte sich in seiner Zeit als Turntablist schon immer mit dem Produzieren von Beats auseinandergesetzt und vertiefte nun diese Leidenschaft. Das Ergebnis des Kreativprozesses wurde, zusammen mit Hoontzey, 2019 auf dem Album „Übertrieben Untergrund“ hörbar, welches Gavin Sense komplett produzierte und auf Kassette erschien. 2020 und 2021 folgten die Produktion der A-Seite, der „Es könnt heut etwas lauter werden“-Platte von Martin Meiwes sowie die Rückkehr zum Scratchen. So veredelte er unter anderem das Album „Rotz und Wasser“ von Johannes Onetake, Philo Philta und Franz Branntwein mit seinen Cuts. In 2022 erschien dann mit „Ft.“ ein erneutes eigenes Release. Ein Producer-Album auf dem Gavin Sense diverse MCs vereinen konnte, welche seine Beats mit ihren Zeilen bereicherten. Zusätzlich wurden die Instrumentals von „Ft.“ als Digitalversion zur Verfügung gestellt. Bevor das zweite Album in Zusammenarbeit mit Hoontzey erscheint, steht nun sein Album Rooftop Microcosm“ in den Startlöchern.
Stange Der aus dem Osnabrücker Land stammende Daniel “Stange” Stangier entdeckte im zarten Alter von 13 Jahren die Hip-Hop-Musik für sich. Zuvor spielte er in der Band “Damaged Frogs” die Bass-Gitarre, merkte jedoch schnell, dass er lieber selber Texte schreiben und performen wollte. Zuerst freestyle er mit Freunden, bis er dann im Jahre 1997 Teil der Band “Feedback” wurde. 1999 gründete Stange dann gemeinsam mit Stefan “Whyde” Weide das Duo “Gut Durch”. Es folgte die erste EP “Beidseitig gebraten” im Jahre 2003. Im September 2009 dann veröffentlichten sie das erste Album Namens “Best Of”. In einer Phase der privaten Neuorientierung gründete Stange im Jahre 2014 zusammen mit Michael Roland Sauer (Akustik-Bass) und Andreas Kott (Akustik-Gitarre) das Singer-Songwriter-Hip-Pop-Trio “Die alterne Einzigative”. Die zehn Songs, die in der Zeit bis 2017 entstanden, wurden leider nie aufgenommen. Auf Stadtfesten, wie der Osnabrücker Maiwoche, oder bei verschiedenen Kulturveranstaltungen, zum Beispiel in der Dominikanerkirche in Osnabrück, spielten die drei ihr Liveprogramm mit viel Herzblut und Freude. 2018 veröffentlichte die Ska-Punk Band “Insolvent Insomniacs” ihr Album “Between the Lines”. Im Song “Immer da” ist Stange als Feature zu hören.
Heute, am 14. April 2023 erscheint mit “Das Innere Team” ein neues Album der Osnabrücker Künstler Stange & Gavin Sense. Im Interview berichtet Stange unter anderem, wie es dazu kam.
| Text: Martin Wispel, Bild: Gavin Sense, Cover-Artwork: Carlos Pohlmann
Am 14. April 2023 erscheint das Album “Das Innere Team” von Stange & Gavin Sense. Nach gut drei Jahren Zusammenarbeit, Songwriting, Recording kommt die Platte mit zehn Tracks daher. Bereits im Februar lieferte die Single-Auskopplung “Kokon” einen ersten Vorgeschmack. Mitte März folgte mit “Kante zeigen” gleich der zweite Streich. Mit dem Songs setzen Stange & Gavin Sense ein klares Zeichen gegen Rassismus. Während bei “Kokon” Stanges alte und mittlerweile wiederentdeckte Heimat Glane im Fokus steht, spielt das Video zu “Kante zeigen” auf dem berühmten Affenfelsen an der Bremer Brücke – die Heimspielstätte des VfL Osnabrück. Zwei starke Auskopplungen, die definitiv Lust auf mehr machen und Grund genug sind, einmal nachzuhaken, wie es dazu kam.
“Alle Songs spiegeln Teile meines eigenen Inneren Teams wider”
Im Interview berichtet Stange über die Entstehung des Albums und klärt auf, was es mit dem Inneren Team auf sich hat.
Oszillator: Wer steckt hinter Stange & Gavin Sense?
Stange: Gavin und ich kennen uns eigentlich schon recht lange aus der Osnabrücker Hip Hop-Szene. Allerdings hatten wir bis vor etwa drei Jahren keinen besonders engen Kontakt zueinander. Gavin produziert Beats und liefert Cuts für andere Künstler*innen, veröffentlicht eigene Alben aber auch Platten in Kooperation mit anderen MCs. Ganz aktuell steht gerade sein zweites Album “Rooftop Microcosm” in den Startlöchern. Ein komplett Sample-basiertes Instrumentalalbum. Es gibt lediglich ein Bonustrack auf dem Martin Meiwes seine Raps zum Besten gibt. Ansonsten nichts, was von seiner musikalischen Kreativität ablenkt. Samples aus seinem musikalischen Fundus paaren sich mit LoFi-Einflüssen, Vocal-Samples treffen auf harte Drums und Tempowechsel. Zehn Instrumentals, die wie ein musikalischer Abenteuerspielplatz wirken, auf dem keine Grenzen gesetzt sind.
Oszillator: Erzählst Du uns auch ein paar Sätze zu Dir?
Stange: Ich bin aufgewachsen im Osnabrücker Land und habe ungefähr mit 13 Jahren Hip Hop für mich entdeckt. Schnell habe ich gemerkt, dass ich selber Texte schreiben und performen möchte. Zuerst freestylten wir mit Freunden. Seit mehr als zwanzig Jahren bin ich Teil des Hip Hop-Duos “Gut Durch”, das ich gemeinsam mit Stefan “Whyde” Weide gegründet habe. Zwischenzeitlich ging es mit dem Singer-Songwriter-Hip-Pop-Trio “Die alterne Einzigative” etwas melodischer und langsamer zu, ohne fette Beats und Reimketten. 2019 kreuzten sich dann eher zufällig die Wege von Gavin und mir, obwohl wir uns ja wie gesagt eigentlich schon länger kannten. Schnell war dann klar, dass wir zusammen an einer Platte arbeiten möchten. Und dieses Album wird am 14. April 2023 das Licht der Welt erblicken und “Das Innere Team” heißen.
Oszillator: Wie genau kam es denn zur Zusammenarbeit?
Stange: Wir haben im Februar erstmals über Social Media geschrieben und gemerkt, dass die Chemie stimmt. Im Oktober hat Gavin mir dann die ersten Beats zugeschickt und wir haben beschlossen, ein Album zusammen zu machen. Richtig los ging es dann im April 2020. Da war ich dann zum ersten Mal zum Recorden im “Rooftop Microcosm” bei Gavin in Bersenbrück. Begonnen hat alles mit dem Song “Kokon”, den wir dann auch im Februar dieses Jahres als ersten Track des Albums veröffentlicht haben.
Oszillator: Wer kümmert sich um was? Und wie ist daraus dann ein ganzes Album entstanden?
Stange: Gavin hat alle Beats gebaut. Außerdem sind sämtliche Aufnahmen in Gavins “Rooftop Microcosm” entstanden. Er war es auch, der das Album gemixt und gemastered hat. Insbesondere im Song “Kokon” beweist Gavin mit seinen Cuts mal wieder, warum so viele Rapper und Künstler ihn für Scratches für ihre jeweiligen Alben anfragen. Textlich und thematisch hingegen habe ich freie Hand. Allerdings habe ich alle Texte direkt auf den jeweiligen Beat geschrieben, was nicht immer üblich ist. Ich finde, das merkt man der Platte auch an. So wurde das ein oder andere Thema dann auch erst durch Gavins roughe Beats aus mir heraus gekitzelt. Ein Konzept oder sowas gab es anfangs noch nicht. Erst nach und nach wurde mir inhaltlich klar, wo die Reise hingehen soll.
Oszillator: Was bedeutet der Albumtitel “Das Innere Team”? Also wo ging die Reise hin?
Stange: “Das Innere Team” ist ein Persönlichkeitsmodell des Hamburger Psychologen Friedemann Schulz von Thun. Ich bin während meiner Ausbildung darauf aufmerksam geworden. Das Innere Team ist eine Metapher für die Vielfältigkeit eines jeden einzelnen Menschen, die sich in seiner Persönlichkeit darstellt und letztendlich dafür verantwortlich ist, wie wir in gewissen Situationen denken und interagieren. Letztendlich kann man sagen, dass sich erst durch die Arbeit an den einzelnen Songs zum Album herauskristallisiert hat, dass alle Songs thematisch irgendwie Teile von meinem eigenen Inneren Team widerspiegeln. Eine Haltung, keine Meinung. So wurde “Das Innere Team” letztendlich dann doch noch ein Konzept-Album, das in seinem letzten Song seinen krönenden Abschluss findet.
Oszillator: Worum geht es in den Songs? Kannst Du uns ein bisschen was dazu erzählen?
Stange: Die Themen auf dem Album sind breit gefächert. Zum einen sind dort Songs wie “Der Idiot”, “15g NAP”, “Smartphone Eltern” oder auch” Wer weiß “, die einen gesellschaftskritischen Blick auf gewisse Themengebiete richten. Von Vorverurteilung, Sterbehilfe, heutiger Mediennutzung bis hin zum Hinterfragen von vermeintlich allgemein gültigen Überzeugungen in unserer Gesellschaft und Themen unseres Zusammenlebens. “Kante zeigen” prangert wiederum Rassismus an und legt deutlich den Finger in die Wunde der Ereignisse rund um George Floyd und Donald Trump. Wir müssen dafür aber gar nicht so weit über den großen Teich gucken. Rassismus findet auch bei uns statt, siehe Oury Jalloh, die NSU und die innenpolitischen Zeitenwende mit dem Aufkommen der AfD und deren Auswüchsen bis hin zum rechtsradikalen Rand. “Du fehlst mir so” ist ein Song über gescheiterte Freundschaften – auch gescheiterte. Und in “PolyneuroParty” geht es sehr persönlich um das Ringen mit meiner eigenen Krankheit und die Herrschaft in meinem Körper. “Kokon” hingegen ist der einzige so genannte reine “Representer-Song” auf dem Album und daher auch direkt der Opener. Hier spielt meine Heimat eine große Rolle. In Glane hat alles begonnen und mich mit zu dem gemacht, was ich heute bin. Letztendlich musste ich diese Heimat erst für längere Zeit verlassen, um dann aus meinem Kokon schlüpfend zurückzukehren – sowohl musikalisch, als auch persönlich. Abgerundet wird das Album vom letzten Song “Das Innere Team”, der einen persönlicher Einblick in die Zusammenkunft der einzelnen “Teammitglieder” bietet und wie sie sich währenddessen dabei teilweise selber widersprechen. So, jetzt sind wir einmal quer durchs Album gepflügt.
Oszillator: Kommen wir zur letzten und vielleicht wichtigsten Frage: Wird es Euch auch live auf der Bühne zu sehen geben?
Stange: Auf jeden Fall. Wir freuen uns schon sehr drauf, Zuschauer*innen live in unserem Inneren Team begrüßen zu dürfen. Konkrete Termine oder Orte können wir zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht verraten.
VÖ: 14.04.2023
10 Songs
1. Single “Kokon”, VÖ: 02.02.2023
2 Single “Kante zeigen”, VÖ: 24.03.2023
Gavin Sense
Infiziert mit dem Hip-Hop-Virus 1991 durch das Public Enemy Album „Apocalypse 91“, gelangte Gavin Sense 1997 an seinen ersten eigenen Plattenspieler. Was folgte waren Turntablism-Sessions im heimischen Kinderzimmer, die Gründung der DJ-Crew 33 Funk, ein Cutting-Kollektiv bestehend aus Gavin Sense, Chinch33 sowie DJ Jens, die ersten Scratches auf diversen Osnabrücker Untergrund Produktionen sowie eine eigene Show auf OS-Radio namens „33 Funk on Air“, wo er gemeinsam mit Steve Ski und Chinch 33 durch die Sendung führte. 2008 veröffentliche Crew Kollege Chinch 33 das Album „Escape from the Incubator“ auf dem Gavin Sense als Turntablist mit seinen ersten drei offiziellen Features vertreten war. Nach einer Schaffenspause von 2008 bis 2015, in der er sich komplett auf die Familie konzentrierte, war der Drang wieder da, sich musikalisch auszudrücken. Gavin Sense hatte sich in seiner Zeit als Turntablist schon immer mit dem Produzieren von Beats auseinandergesetzt und vertiefte nun diese Leidenschaft. Das Ergebnis des Kreativprozesses wurde, zusammen mit Hoontzey, 2019 auf dem Album „Übertrieben Untergrund“ hörbar, welches Gavin Sense komplett produzierte und auf Kassette erschien. 2020 und 2021 folgten die Produktion der A-Seite, der „Es könnt heut etwas lauter werden“-Platte von Martin Meiwes sowie die Rückkehr zum Scratchen. So veredelte er unter anderem das Album „Rotz und Wasser“ von Johannes Onetake, Philo Philta und Franz Branntwein mit seinen Cuts. In 2022 erschien dann mit „Ft.“ ein erneutes eigenes Release. Ein Producer-Album auf dem Gavin Sense diverse MCs vereinen konnte, welche seine Beats mit ihren Zeilen bereicherten. Zusätzlich wurden die Instrumentals von „Ft.“ als Digitalversion zur Verfügung gestellt. Bevor das zweite Album in Zusammenarbeit mit Hoontzey erscheint, steht nun sein Album Rooftop Microcosm“ in den Startlöchern.
Stange
Der aus dem Osnabrücker Land stammende Daniel “Stange” Stangier entdeckte im zarten Alter von 13 Jahren die Hip-Hop-Musik für sich. Zuvor spielte er in der Band “Damaged Frogs” die Bass-Gitarre, merkte jedoch schnell, dass er lieber selber Texte schreiben und performen wollte. Zuerst freestyle er mit Freunden, bis er dann im Jahre 1997 Teil der Band “Feedback” wurde. 1999 gründete Stange dann gemeinsam mit Stefan “Whyde” Weide das Duo “Gut Durch”. Es folgte die erste EP “Beidseitig gebraten” im Jahre 2003. Im September 2009 dann veröffentlichten sie das erste Album Namens “Best Of”. In einer Phase der privaten Neuorientierung gründete Stange im Jahre 2014 zusammen mit Michael Roland Sauer (Akustik-Bass) und Andreas Kott (Akustik-Gitarre) das Singer-Songwriter-Hip-Pop-Trio “Die alterne Einzigative”. Die zehn Songs, die in der Zeit bis 2017 entstanden, wurden leider nie aufgenommen. Auf Stadtfesten, wie der Osnabrücker Maiwoche, oder bei verschiedenen Kulturveranstaltungen, zum Beispiel in der Dominikanerkirche in Osnabrück, spielten die drei ihr Liveprogramm mit viel Herzblut und Freude. 2018 veröffentlichte die Ska-Punk Band “Insolvent Insomniacs” ihr Album “Between the Lines”. Im Song “Immer da” ist Stange als Feature zu hören.
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