Einmal mit dem Taxi durch Wien aber in Osnabrück. Am 25.01. spielte Bibiza im Osnabrücker Bastard Club. „Wiener Schickeria“: Fenster rauf, setz die Sonnenbrille auf!
| Text & Bilder: Caroline Golf
Als ich, zugegebenermaßen recht spät, um 19:40 Uhr am Bastard Club ankomme, staune ich nicht schlecht: Die Schlange vor dem Einlass geht immer noch bis zur Straße, obwohl das Konzert um 20 Uhr beginnen soll und Bibiza einen Supportact dabei hat. Nicki Papa (Part des Newcomer-Kollektivs neunundneunzig), den ich wohl verpassen werde. Schade. Ich bin frech, gehe an der Schlange vorbei, hole mir meinen Pressepass und bin um kurz vor 20 Uhr endlich im unteren Stock der bekannten Osnabrücker Venue. Meine Jacke behalte ich an, weil ich weder Zeit noch Lust habe mich später an der Garderobe anzustellen – ein grober Fehler, ich werde es später komplett nass geschwitzt und dem Kreislaufversagen nahe bereuen.
Das Konzert beginnt mit einer Verspätung von einer halben Stunde, völlig fair im Hinblick auf die lange Schlange vor der Tür, die noch auf Einlass wartet. Als sich andeutet, dass es gleich losgeht, vergewissere ich mich noch einmal dass mein Gehörschutz richtig sitzt – Die Girls neben mir, dass ihre Oberteile richtig sitzen – fairplay, lets go!
Die Band nimmt unter Applaus, lauten BI-BI-ZA Rufen und doch einigem schrillem Gekreische der vorwiegend recht jungen Fans ihre Plätze auf der im Stile eines Taxis aus den 80ern dekorierten Bühne ein und endlich ist es so weit, Bibiza betritt die Bühne und der beinahe ausverkaufte Bastard Club kennt kein Halten mehr.
Ich und alle anderen Konzertbesucher:innen werden ab der ersten Sekunde vom Charisma des 24-jährigen Wieners mitgerissen, der stilecht mit Sonnenbrille und einem Becher Spritzwein die Bühne betritt und uns einsammelt auf eine Taxifahrt durch seine Heimatstadt. Er und seine Band glänzen mit Bühnenoutfits, die dem Stil des Künstlers entsprechen: Lackschuhe, Glitzer, Leder und ein sehr durchsichtiges Hemd passen perfekt in die besungene Ästhetik des Wiener Nachtlebens.
„Schick mit Scheck“, „Ode an Wien“, „Casanova“ – es bleibt kein Wunsch unerfüllt, die Setlist bedient jeden Hit den der Musiker mit seinem Album gelandet hat. Die Stimmung ist ausgelassen bis explosiv, keine Person im Raum scheint nicht mitgerissen zu werden. Das Publikum feiert die Show, lässt sich auf Moshpits und Mitsingen ein und schenkt Bibiza Armbänder, die der sympathische Musiker brav dankend direkt an seinem Handgelenk befestigt. Bibiza spielt seine Rolle als stets feiernder, arroganter Casanova perfekt, lässt jedoch in einigen Ansprachen und seinem neuen Song „Tanzen“ durchblicken, dass unter dieser Fassade gar nicht mal so sehr versteckt ein vernünftiger Typ mit vernünftigen Werten steckt. Beim Song „Regen“ verlässt Bibiza zunächst per Stagedive die Bühne und performed zur großen Freude seiner Fans inmitten eines Meers aus Lichtern im Publikum. Als wäre ich mittlerweile nicht eh schon der glücklichste Mensch der Welt gibt es für uns auch noch eine Coverversion von „Major Tom“. Bibizas Liveband, bestehend aus Enzo Gaier (git), Markus Windisch (bass), Moritz Meixner (drums) und Xaver Nahler (keys/synth), liefert in jeder Sekunde ab, was können die eigentlich nicht? Gitarre spielen und gleichzeitig ne Kippe rauchen inbegriffen. Eine absolute Bereicherung für die starke Stimme des Künstlers. Dieses Konzert ist ein einziger Fiebertraum, am Ende tropft der Schweiß von der Decke des Bastard Clubs und ich kämpfe mich für die Zigarette danach nach draußen. Oarg!
Bibiza macht live unglaublich viel Spaß, er ist präsent, spielt mit dem Publikum und hat sichtlich Bock auf diese Show, die, wie wahrscheinlich auch die Deckenhöhe des Bastard Clubs, die kleinste der „Wiener Schickeria“ Tour ist.
„Wiener Schickeria“, das ist das Erfolgsalbum des Künstlers aus 2023 und geht mir schon seit Monaten nicht mehr aus dem Kopf. All diese Songs live zu erleben ist ein absolutes Highlight, besonders, weil es im Set auch zwei Akustikversionen mit Bibiza an der Gitarre und drei bisher nicht veröffentlichte Songs zu hören gibt, die sehr vielversprechend klingen.
Franz Bibizas Sound bewegt sich zwischen Austro-Pop in feinstem Falco-Charme (absolut positiv gemeint) Sprechgesang und schreienden Gitarrensoli, melodisch treibendem Bass, Technoausbrüchen und hypnotisierenden Synth-Rhythmen, die Lyrics mit umwerfenden Wiener Dialekt immer eingängig von ausschweifender Dekadenz bis zu tiefen Einblicken in die Gedankenwelt des Künstlers. Wenn Bibiza in seinem Song „Blau“ sagt „kommt nicht von ungefähr // das kommt von harter Arbeit“ dann glaube ich das sofort. Man merkt schnell wie viel Arbeit, Freude und Herzblut in diesem Projekt stecken und wünscht dem charmanten Wiener dass es so weiter geht mit dem Erfolg.
Eine Ode an Bibiza: Ich möchte Bibiza ausrichten wie ich das Konzert fand: Fabelhaft. Was hat mir gefallen? Alles. Musikalisch stark, die Texte mehr als stark und dieses Gehype von Drogen und Alkohol find ich persönlich ja sehr lustig. Ob ich finde das Bibizas Songs drogenverherrlichend sind? Fix nicht. Aber wer den Schmäh nicht versteht und nicht versteht, dass der besungene Exzess immer mit einem Augenzwinkern zu verstehen ist, dem kann ich auch nicht weiterhelfen. Großes Ausrufezeichen.
Einmal mit dem Taxi durch Wien aber in Osnabrück. Am 25.01. spielte Bibiza im Osnabrücker Bastard Club. „Wiener Schickeria“: Fenster rauf, setz die Sonnenbrille auf!
| Text & Bilder: Caroline Golf
Als ich, zugegebenermaßen recht spät, um 19:40 Uhr am Bastard Club ankomme, staune ich nicht schlecht: Die Schlange vor dem Einlass geht immer noch bis zur Straße, obwohl das Konzert um 20 Uhr beginnen soll und Bibiza einen Supportact dabei hat. Nicki Papa (Part des Newcomer-Kollektivs neunundneunzig), den ich wohl verpassen werde. Schade. Ich bin frech, gehe an der Schlange vorbei, hole mir meinen Pressepass und bin um kurz vor 20 Uhr endlich im unteren Stock der bekannten Osnabrücker Venue. Meine Jacke behalte ich an, weil ich weder Zeit noch Lust habe mich später an der Garderobe anzustellen – ein grober Fehler, ich werde es später komplett nass geschwitzt und dem Kreislaufversagen nahe bereuen.
Das Konzert beginnt mit einer Verspätung von einer halben Stunde, völlig fair im Hinblick auf die lange Schlange vor der Tür, die noch auf Einlass wartet. Als sich andeutet, dass es gleich losgeht, vergewissere ich mich noch einmal dass mein Gehörschutz richtig sitzt – Die Girls neben mir, dass ihre Oberteile richtig sitzen – fairplay, lets go!
Die Band nimmt unter Applaus, lauten BI-BI-ZA Rufen und doch einigem schrillem Gekreische der vorwiegend recht jungen Fans ihre Plätze auf der im Stile eines Taxis aus den 80ern dekorierten Bühne ein und endlich ist es so weit, Bibiza betritt die Bühne und der beinahe ausverkaufte Bastard Club kennt kein Halten mehr.
Ich und alle anderen Konzertbesucher:innen werden ab der ersten Sekunde vom Charisma des 24-jährigen Wieners mitgerissen, der stilecht mit Sonnenbrille und einem Becher Spritzwein die Bühne betritt und uns einsammelt auf eine Taxifahrt durch seine Heimatstadt. Er und seine Band glänzen mit Bühnenoutfits, die dem Stil des Künstlers entsprechen: Lackschuhe, Glitzer, Leder und ein sehr durchsichtiges Hemd passen perfekt in die besungene Ästhetik des Wiener Nachtlebens.
„Schick mit Scheck“, „Ode an Wien“, „Casanova“ – es bleibt kein Wunsch unerfüllt, die Setlist bedient jeden Hit den der Musiker mit seinem Album gelandet hat. Die Stimmung ist ausgelassen bis explosiv, keine Person im Raum scheint nicht mitgerissen zu werden. Das Publikum feiert die Show, lässt sich auf Moshpits und Mitsingen ein und schenkt Bibiza Armbänder, die der sympathische Musiker brav dankend direkt an seinem Handgelenk befestigt. Bibiza spielt seine Rolle als stets feiernder, arroganter Casanova perfekt, lässt jedoch in einigen Ansprachen und seinem neuen Song „Tanzen“ durchblicken, dass unter dieser Fassade gar nicht mal so sehr versteckt ein vernünftiger Typ mit vernünftigen Werten steckt. Beim Song „Regen“ verlässt Bibiza zunächst per Stagedive die Bühne und performed zur großen Freude seiner Fans inmitten eines Meers aus Lichtern im Publikum. Als wäre ich mittlerweile nicht eh schon der glücklichste Mensch der Welt gibt es für uns auch noch eine Coverversion von „Major Tom“. Bibizas Liveband, bestehend aus Enzo Gaier (git), Markus Windisch (bass), Moritz Meixner (drums) und Xaver Nahler (keys/synth), liefert in jeder Sekunde ab, was können die eigentlich nicht? Gitarre spielen und gleichzeitig ne Kippe rauchen inbegriffen. Eine absolute Bereicherung für die starke Stimme des Künstlers. Dieses Konzert ist ein einziger Fiebertraum, am Ende tropft der Schweiß von der Decke des Bastard Clubs und ich kämpfe mich für die Zigarette danach nach draußen. Oarg!
Bibiza macht live unglaublich viel Spaß, er ist präsent, spielt mit dem Publikum und hat sichtlich Bock auf diese Show, die, wie wahrscheinlich auch die Deckenhöhe des Bastard Clubs, die kleinste der „Wiener Schickeria“ Tour ist.
„Wiener Schickeria“, das ist das Erfolgsalbum des Künstlers aus 2023 und geht mir schon seit Monaten nicht mehr aus dem Kopf. All diese Songs live zu erleben ist ein absolutes Highlight, besonders, weil es im Set auch zwei Akustikversionen mit Bibiza an der Gitarre und drei bisher nicht veröffentlichte Songs zu hören gibt, die sehr vielversprechend klingen.
Franz Bibizas Sound bewegt sich zwischen Austro-Pop in feinstem Falco-Charme (absolut positiv gemeint) Sprechgesang und schreienden Gitarrensoli, melodisch treibendem Bass, Technoausbrüchen und hypnotisierenden Synth-Rhythmen, die Lyrics mit umwerfenden Wiener Dialekt immer eingängig von ausschweifender Dekadenz bis zu tiefen Einblicken in die Gedankenwelt des Künstlers. Wenn Bibiza in seinem Song „Blau“ sagt „kommt nicht von ungefähr // das kommt von harter Arbeit“ dann glaube ich das sofort. Man merkt schnell wie viel Arbeit, Freude und Herzblut in diesem Projekt stecken und wünscht dem charmanten Wiener dass es so weiter geht mit dem Erfolg.
Eine Ode an Bibiza: Ich möchte Bibiza ausrichten wie ich das Konzert fand: Fabelhaft. Was hat mir gefallen? Alles. Musikalisch stark, die Texte mehr als stark und dieses Gehype von Drogen und Alkohol find ich persönlich ja sehr lustig. Ob ich finde das Bibizas Songs drogenverherrlichend sind? Fix nicht. Aber wer den Schmäh nicht versteht und nicht versteht, dass der besungene Exzess immer mit einem Augenzwinkern zu verstehen ist, dem kann ich auch nicht weiterhelfen. Großes Ausrufezeichen.